Palliativmedizin
Behandlung von Schmerz | Verschiedene Arten von Schmerz
Wir danken allen Freunden, Organisationen und Einzelnen für Ihre Informationen und Unterstützung dabei, diese vielfältigen Informationen zusammenzutragen , ganz herzlich, auch im Namen aller Menschen, für die sie irgendwann sehr bedeutungsvoll sind oder werden.
Aktuelle Informationen über Palliativmedizin findest du im Internet. Dieser Bereich ist so umfangreich geworden, dass wir hier keine aktualisierten Informationen mehr anbieten können.
„Schmerz”-Therapie
Unter „Schmerz” verstehen wir ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potenzieller Gewebsschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird (Definition der IASP, Internationale Gesellschaft zum Studium des Schmerzes).
Diese Definition lässt zu, dass es sogar Schmerzen gibt, denen überhaupt keine Gewebsschädigung zugrunde liegt. Es handelt sich dann um so genannte somatoforme, also psychische Schmerzen. Diese Schmerzen sind nicht etwa simuliert, sondern echt. Sie müssen geglaubt werden. Schmerz ist eine Erfahrung des ganzen Menschen und mehr als nur ein körperliches Unbehagen, das bekämpft werden muss.
Schmerz entsteht durch das komplizierte Zusammenspiel verschiedener Faktoren:
a) Nozizeption (Aktivierung von Nervenzellen der Schmerznachricht)
b) Schmerzwahrnehmung
c) Schmerzerleben
d) Schmerzverhalten
Der multidimensionale Charakter von Schmerz vollzieht sich auf den Ebenen
a) der Körperlichkeit
b) des seelischen Erlebens
c) auf einer sozialen Ebene
d) auf einer juristischen Ebene
e) auf einer spirituellen Ebene
Aufgrund dieser Mehrdimensionalität kann man auch von „sozialem”, „seelischem” und „spirituellem” Schmerz sprechen.
Palliativ-Care-Konzepte und deren Einsatz in der Praxis
Ganzheitliche Versorgung und Begleitung sterbenskranker Menschen
Schmerzen besitzen einen organischen und einen Erlebensanteil
Schmerzen umfassen alle Ebenen der Persönlichkeit
Welche Schmerzen ein Patient auch präsentiert: Rückenschmerzen, Beinschmerzen, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Gelenkschmerzen, Schmerzen beim Wasserlassen: immer kommt es zur Notwendigkeit der Deutung der Schmerzwahrnehmung vor der individuellen Erlebniswelt des Patienten.
Diese deutende Einordnung vollzieht sich stets in der Beziehung zwischen Patient und palliativem Team. Je tragfähiger die Vertrauensbasis ist, desto offener werden die Mechanismen der Schmerzentstehung und Verarbeitung vorgetragen. Die Prognose schmerztherapeutischer Maßnahmen hängt insbesondere von dieser Offenheit ab.
Es muss als falsch bezeichnet werden, wenn Patienten versuchen, ihre Schmerzen „auszuhalten”. Patient und Angehörige sollten regelmäßig die Schmerzstärke festhalten, beispielsweise einmal täglich. Da Schmerz nicht mit einem objektiven Maß messbar ist, fließt die individuelle Einschätzung des Patienten in die Beurteilung seines Schmerzerlebens ein.
Bewährt hat sich die Benutzung einer visuellen Analogskala, die von 0 – 100 den Patienten seine Schmerzstärkeeinstufen lässt:
0 ........................................................................................................100
Mit 0 würde vollständige Schmerzbefreiung gekennzeichnet werden, bei 100 würde man den stärksten vorstellbaren Schmerz ansetzen, wie beispielsweise eine Bauchoperation ohne Narkose.
Der Patient, der sich auf dieser Skala täglich selbst beurteilt, trägt durch den täglichen Vergleich erheblich zur Behandelbarkeit seiner Schmerzen bei. Er vermeidet somit die Chronifizierung seiner Schmerzen, worunter man eine Veränderung von Hirnstrukturen durch die chronische Schmerznachricht versteht. Wenn über mehrere Monate ständige Schmerzen bestehen, kommt es zu anatomischen Veränderungen im so genannten „Schmerzgedächtnis” des Gehirns, so dass Schmerzwahrnehmungen erheblich gesteigert werden können und einen eigenständigen Krankheitscharakter gewinnen, der die Behandelbarkeit deutlich beeinträchtigt (sog. „Schmerzkarriere”).
Die Deutung des Symptoms
Schmerz erfolgt stets im Zusammenhang der Krankheitsentstehung. Es lassen sich drei Deutungsebenen darstellen:
• Schmerz als Symptom infolge einer Gewebsverletzung
• Schmerz als Erlebenserkrankung
• Schmerz als Kommunikationsebene innerhalb der Beziehung zwischen Patient und palliativem Team
• Schmerzdeutung im Verlauf (akut – chronisch)
Unter akutem Schmerz versteht man den biologisch sinnvollen Schmerz, der vor weiteren Gewebsschädigungen schützt (Beispiel: die Hand auf der heißen Herdplatte).
Der chronische Schmerz ist biologisch sinnlos geworden, er benötigt eine ganzheitliche Betreuung mit Schmerzmedikamenten in ausreichender Dosierung, er benötigt Betreuung im psychosomatischen und kommunikativen Sinn.
Innerhalb eines Krankheitsverlaufes können sich Schmerzursachen verändern, so dass Vorgeschichte, Diagnose und Diagnostikmaßnahmen wiederholt angewendet werden müssen.
Für einen Krebskranken gelten folgende Fragestellungen:
• Ist der Schmerz tumorbedingt?
• Ist der Schmerz tumorassoziiert? (z. B. Gürtelrose,Venenthrombosen)
• Ist der Schmerz therapiebedingt? (z. B. Zustand nach Operation, Chemotherapie, Nervschädigung durch Bestrahlung)
Palliativ-Care-Konzepte und deren Einsatz in der Praxis
Ganzheitliche Versorgung und Begleitung sterbenskranker Menschen
Schmerzdiagnostik heißt ganzheitliche Deutung
Schmerz wird auf Skalen individualisiert und geschätzt
Chronische Schmerzen verursachen Veränderungen der Persönlichkeit
Voraussetzung jeder Therapie ist die Schmerzdiagnose.
Meist ist das Fortschreiten des Tumors die wichtigste Schmerzursache
• Ist der Schmerz tumorunabhängig? (Bettlägerigkeit, Muskelverspannungen)
Die wichtigste Unterscheidung in der Schmerzdiagnose beruht auf der Differenzierung von
a) Rezeptorenschmerz (Anregung der spezifischen Schmerznervenzellen),
b) neuropathischen Schmerzen (Verletzung im Verlauf der Nervenbahnen)
Häufig sind beide Schmerzarten kombiniert. Rezeptorschmerz wird meist scharf abgrenzbar beschrieben, manchmal als kolikartig. Neuropathischer Schmerz wird häufig als bohrend, brennend, wie elektrisch einschießend beschrieben, oft mit Wahrnehmungsstörungen innerhalb eines Nervenausbreitungsgebietes.
Sehr häufig werden Schmerzen unterbehandelt, da sie durch das Team oder Ärzte unterschätzt werden. Die Gefahr der Unterschätzung von Schmerzen betrifft besonders die geriatrische Patientengruppe.
Schmerz im ganzheitlichen Sinn steht in der Spirale von Angst, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Rückzug, Vereinsamung, Depression, Schlaflosigkeit, Erschöpfung mit schließlich psychischer Entgleisung. Frühsymptom jeder depressiven Entgleisung ist die Schlaflosigkeit!
Die medikamentöse Behandlung von Schmerzen erfolgt nach den geltenden Konzepten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Vier-Stufen-Schema:
1. Stufe: sog. peripher wirkende Schmerzmedikamente (z. B. Ibuprofen, Novalgin, Paracetamol)
2. Stufe: niederpotente Opioide (z. B. Tramadol, Tilidin,Codein)
3. Stufe: höherpotente Opioide (Morphine)
4. Stufe: Katheterverfahren zum Einbringen von Morphinen
Palliativ-Care-Konzepte und deren Einsatz in der Praxis
Ganzheitliche Versorgung und Begleitung sterbenskranker Menschen
Für die Durchführung der Schmerztherapie existieren erprobte Leitlinien.
Die Langzeitbehandlung mit Schmerzmitteln erfolgt nach folgenden Richtlinien: möglichst als Tablettengabe, möglichst als Verzögerungsmedikamente, nach festem Tagesschema, als vorausschauende Gabe, in Begleitung mit schnellwirksamen Bedarfsmedikamenten und sog. Begleitschmerzmitteln, regelhaft in Kombination mit Abführmitteln.
Am Anfang einer Therapie mit Morphinen spielen Müdigkeit und Übelkeit eine gewisse Rolle. In der täglichen Praxis sind die Nebenwirkungen von untergeordneter Bedeutung.
Merke: Moderne Morphinzubereitungen, gegeben gegen chronische Schmerzen und Tumorschmerzen, machen nicht süchtig!
Mit Sterbenden sein
"Wenn also jemand stirbt, dem du nahe stehst - dein Vater, deine Mutter, deine Frau, dein Mann, dein Kind, ein Freund -, und du möchtest gerne daran teilhaben, kannst du bei dem Sterbenden sitzen. Du kannst die Hand auf sein Herz legen oder seine Hand halten und einfach still und friedlich sein. Dein Frieden und deine Stille werden übertragen. Wenn du der- oder demjenigen helfen kannst, friedlich und still zu sterben, hast du etwas Schönes und Wertvolles getan. Du fühlst dich vielleicht ein wenig schwach, müde und erschöpft, aber das macht nichts. Wenn du dich ein bisschen ausgeruht hast, wird es dir wieder vollkommen gut gehen.
Du kannst also deinerseits einem Sterbenden helfen, zu einer besseren Ebene des Lebens aufzusteigen, doch dafür musst du still und friedlich sein. Dann bist du auf einer höheren Ebene und die Energie kann fließen.
Energie fließt auf dieselbe Art wie Wasser, nämlich nach unten. Sie kann nicht nach oben fließen. Vergiss aber nicht, dass Energie in beiden Richtungen ausgetauscht werden kann.... Das Wichtigste ist jedoch, dass du die Person liebst. Wenn du ein Gefühl für den Sterbenden hast, kannst du deine Energie in ihn strömen lassen. Das ist der richtige Moment dafür und es ist das letzte Mal. Du wirst keine Gelegenheit mehr haben, ihm ein Geschenk zu machen.
Es kann kein besseres Geschenk geben, denn dieses Geschenk kann seine ganze künftige Reise verändern. Wenn er friedlich und still sterben kann, wird er auf einer höheren Ebene wiedergeboren. "
- Osho über Leben und Sterben -
Patientenverfügung
Insbesondere in der letzten Lebensphase kann jeder in eine Situation kommen, die anderen schwierige Entscheidungen abverlangt. Sollen auch im Fall einer unheilbaren Erkrankung bei weitgehendem Verlust jeglicher körperlicher
Selbständigkeit lebenserhaltende Maßnahmen wie intensivmedizinische Behandlung, künstliche Ernährung o. ä. begonnen bzw. fortgesetzt werden?
Oder soll – auch unter Berücksichtigung der Vorstellungen des Patienten von Würde im Leben wie im Sterben – auf den Eingriff in einen natürlichen Verlauf verzichtet werden, wenn keine Hoffnung auf Heilung oder wenigstens nur
Besserung besteht?
Dies sind schwierige Fragen, über die sich jeder vorausschauend und abwägend eine Meinung bilden sollte. Wer sich dem nicht stellt, muss wissen, dass im Ernstfall andere für ihn entscheiden und hierbei mühsam versuchen werden, den mutmaßlichen Willen des Patienten zu ermitteln.
Ausführliche Unterlagen zur Patientenverfügung
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Zur Verbesserung der ambulanten Versorgung erhalten die Versicherten
der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) seit 1. April 2007 einen
eigenständigen Anspruch auf eine „spezialisierte ambulante
Palliativversorgung“.
Verbessert wurden auch die Rahmenbedingungen für Kinderhospize.
Mussten die Einrichtungen bislang einen Kostenanteil von zehn Prozent
selbst tragen (durch Spenden und ehrenamtliches Engagement), beträgt
der Anteil seit 1. April 2007 nur noch fünf Prozent.
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Neueste Erkenntnisse der modernen Schmerzmedizin sind für alle Menschen verfügbar.
Solltest Du keinen Arzt haben, der bereit ist, moderne Schmerztherapie anzuwenden oder sich umfassend darüber zu informieren, gibt es die Möglichkeit, besondere Zentren für Schmerzmedizin zu kontakten und dort umfangreiche Beratungen zu erhalten, oder auch Hinweise auf Ärzte, die für moderne Schmerzmedizin offen sind und den Patienten dementsprechend behandeln.
Aktuelle Informationen über Palliativmedizin findest du im Internet. Dieser Bereich ist so umfangreich geworden, dass wir hier keine aktualisierten Informationen mehr anbieten können.
„Schmerz”-Therapie
Unter „Schmerz” verstehen wir ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potenzieller Gewebsschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird (Definition der IASP, Internationale Gesellschaft zum Studium des Schmerzes).
Diese Definition lässt zu, dass es sogar Schmerzen gibt, denen überhaupt keine Gewebsschädigung zugrunde liegt. Es handelt sich dann um so genannte somatoforme, also psychische Schmerzen. Diese Schmerzen sind nicht etwa simuliert, sondern echt. Sie müssen geglaubt werden. Schmerz ist eine Erfahrung des ganzen Menschen und mehr als nur ein körperliches Unbehagen, das bekämpft werden muss.
Schmerz entsteht durch das komplizierte Zusammenspiel verschiedener Faktoren:
a) Nozizeption (Aktivierung von Nervenzellen der Schmerznachricht)
b) Schmerzwahrnehmung
c) Schmerzerleben
d) Schmerzverhalten
Der multidimensionale Charakter von Schmerz vollzieht sich auf den Ebenen
a) der Körperlichkeit
b) des seelischen Erlebens
c) auf einer sozialen Ebene
d) auf einer juristischen Ebene
e) auf einer spirituellen Ebene
Aufgrund dieser Mehrdimensionalität kann man auch von „sozialem”, „seelischem” und „spirituellem” Schmerz sprechen.
Palliativ-Care-Konzepte und deren Einsatz in der Praxis
Ganzheitliche Versorgung und Begleitung sterbenskranker Menschen
Schmerzen besitzen einen organischen und einen Erlebensanteil
Schmerzen umfassen alle Ebenen der Persönlichkeit
Welche Schmerzen ein Patient auch präsentiert: Rückenschmerzen, Beinschmerzen, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Gelenkschmerzen, Schmerzen beim Wasserlassen: immer kommt es zur Notwendigkeit der Deutung der Schmerzwahrnehmung vor der individuellen Erlebniswelt des Patienten.
Diese deutende Einordnung vollzieht sich stets in der Beziehung zwischen Patient und palliativem Team. Je tragfähiger die Vertrauensbasis ist, desto offener werden die Mechanismen der Schmerzentstehung und Verarbeitung vorgetragen. Die Prognose schmerztherapeutischer Maßnahmen hängt insbesondere von dieser Offenheit ab.
Es muss als falsch bezeichnet werden, wenn Patienten versuchen, ihre Schmerzen „auszuhalten”. Patient und Angehörige sollten regelmäßig die Schmerzstärke festhalten, beispielsweise einmal täglich. Da Schmerz nicht mit einem objektiven Maß messbar ist, fließt die individuelle Einschätzung des Patienten in die Beurteilung seines Schmerzerlebens ein.
Bewährt hat sich die Benutzung einer visuellen Analogskala, die von 0 – 100 den Patienten seine Schmerzstärkeeinstufen lässt:
0 ........................................................................................................100
Mit 0 würde vollständige Schmerzbefreiung gekennzeichnet werden, bei 100 würde man den stärksten vorstellbaren Schmerz ansetzen, wie beispielsweise eine Bauchoperation ohne Narkose.
Der Patient, der sich auf dieser Skala täglich selbst beurteilt, trägt durch den täglichen Vergleich erheblich zur Behandelbarkeit seiner Schmerzen bei. Er vermeidet somit die Chronifizierung seiner Schmerzen, worunter man eine Veränderung von Hirnstrukturen durch die chronische Schmerznachricht versteht. Wenn über mehrere Monate ständige Schmerzen bestehen, kommt es zu anatomischen Veränderungen im so genannten „Schmerzgedächtnis” des Gehirns, so dass Schmerzwahrnehmungen erheblich gesteigert werden können und einen eigenständigen Krankheitscharakter gewinnen, der die Behandelbarkeit deutlich beeinträchtigt (sog. „Schmerzkarriere”).
Die Deutung des Symptoms
Schmerz erfolgt stets im Zusammenhang der Krankheitsentstehung. Es lassen sich drei Deutungsebenen darstellen:
• Schmerz als Symptom infolge einer Gewebsverletzung
• Schmerz als Erlebenserkrankung
• Schmerz als Kommunikationsebene innerhalb der Beziehung zwischen Patient und palliativem Team
• Schmerzdeutung im Verlauf (akut – chronisch)
Unter akutem Schmerz versteht man den biologisch sinnvollen Schmerz, der vor weiteren Gewebsschädigungen schützt (Beispiel: die Hand auf der heißen Herdplatte).
Der chronische Schmerz ist biologisch sinnlos geworden, er benötigt eine ganzheitliche Betreuung mit Schmerzmedikamenten in ausreichender Dosierung, er benötigt Betreuung im psychosomatischen und kommunikativen Sinn.
Innerhalb eines Krankheitsverlaufes können sich Schmerzursachen verändern, so dass Vorgeschichte, Diagnose und Diagnostikmaßnahmen wiederholt angewendet werden müssen.
Für einen Krebskranken gelten folgende Fragestellungen:
• Ist der Schmerz tumorbedingt?
• Ist der Schmerz tumorassoziiert? (z. B. Gürtelrose,Venenthrombosen)
• Ist der Schmerz therapiebedingt? (z. B. Zustand nach Operation, Chemotherapie, Nervschädigung durch Bestrahlung)
Palliativ-Care-Konzepte und deren Einsatz in der Praxis
Ganzheitliche Versorgung und Begleitung sterbenskranker Menschen
Schmerzdiagnostik heißt ganzheitliche Deutung
Schmerz wird auf Skalen individualisiert und geschätzt
Chronische Schmerzen verursachen Veränderungen der Persönlichkeit
Voraussetzung jeder Therapie ist die Schmerzdiagnose.
Meist ist das Fortschreiten des Tumors die wichtigste Schmerzursache
• Ist der Schmerz tumorunabhängig? (Bettlägerigkeit, Muskelverspannungen)
Die wichtigste Unterscheidung in der Schmerzdiagnose beruht auf der Differenzierung von
a) Rezeptorenschmerz (Anregung der spezifischen Schmerznervenzellen),
b) neuropathischen Schmerzen (Verletzung im Verlauf der Nervenbahnen)
Häufig sind beide Schmerzarten kombiniert. Rezeptorschmerz wird meist scharf abgrenzbar beschrieben, manchmal als kolikartig. Neuropathischer Schmerz wird häufig als bohrend, brennend, wie elektrisch einschießend beschrieben, oft mit Wahrnehmungsstörungen innerhalb eines Nervenausbreitungsgebietes.
Sehr häufig werden Schmerzen unterbehandelt, da sie durch das Team oder Ärzte unterschätzt werden. Die Gefahr der Unterschätzung von Schmerzen betrifft besonders die geriatrische Patientengruppe.
Schmerz im ganzheitlichen Sinn steht in der Spirale von Angst, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Rückzug, Vereinsamung, Depression, Schlaflosigkeit, Erschöpfung mit schließlich psychischer Entgleisung. Frühsymptom jeder depressiven Entgleisung ist die Schlaflosigkeit!
Die medikamentöse Behandlung von Schmerzen erfolgt nach den geltenden Konzepten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Vier-Stufen-Schema:
1. Stufe: sog. peripher wirkende Schmerzmedikamente (z. B. Ibuprofen, Novalgin, Paracetamol)
2. Stufe: niederpotente Opioide (z. B. Tramadol, Tilidin,Codein)
3. Stufe: höherpotente Opioide (Morphine)
4. Stufe: Katheterverfahren zum Einbringen von Morphinen
Palliativ-Care-Konzepte und deren Einsatz in der Praxis
Ganzheitliche Versorgung und Begleitung sterbenskranker Menschen
Für die Durchführung der Schmerztherapie existieren erprobte Leitlinien.
Die Langzeitbehandlung mit Schmerzmitteln erfolgt nach folgenden Richtlinien: möglichst als Tablettengabe, möglichst als Verzögerungsmedikamente, nach festem Tagesschema, als vorausschauende Gabe, in Begleitung mit schnellwirksamen Bedarfsmedikamenten und sog. Begleitschmerzmitteln, regelhaft in Kombination mit Abführmitteln.
Am Anfang einer Therapie mit Morphinen spielen Müdigkeit und Übelkeit eine gewisse Rolle. In der täglichen Praxis sind die Nebenwirkungen von untergeordneter Bedeutung.
Merke: Moderne Morphinzubereitungen, gegeben gegen chronische Schmerzen und Tumorschmerzen, machen nicht süchtig!
Mit Sterbenden sein
"Wenn also jemand stirbt, dem du nahe stehst - dein Vater, deine Mutter, deine Frau, dein Mann, dein Kind, ein Freund -, und du möchtest gerne daran teilhaben, kannst du bei dem Sterbenden sitzen. Du kannst die Hand auf sein Herz legen oder seine Hand halten und einfach still und friedlich sein. Dein Frieden und deine Stille werden übertragen. Wenn du der- oder demjenigen helfen kannst, friedlich und still zu sterben, hast du etwas Schönes und Wertvolles getan. Du fühlst dich vielleicht ein wenig schwach, müde und erschöpft, aber das macht nichts. Wenn du dich ein bisschen ausgeruht hast, wird es dir wieder vollkommen gut gehen.
Du kannst also deinerseits einem Sterbenden helfen, zu einer besseren Ebene des Lebens aufzusteigen, doch dafür musst du still und friedlich sein. Dann bist du auf einer höheren Ebene und die Energie kann fließen.
Energie fließt auf dieselbe Art wie Wasser, nämlich nach unten. Sie kann nicht nach oben fließen. Vergiss aber nicht, dass Energie in beiden Richtungen ausgetauscht werden kann.... Das Wichtigste ist jedoch, dass du die Person liebst. Wenn du ein Gefühl für den Sterbenden hast, kannst du deine Energie in ihn strömen lassen. Das ist der richtige Moment dafür und es ist das letzte Mal. Du wirst keine Gelegenheit mehr haben, ihm ein Geschenk zu machen.
Es kann kein besseres Geschenk geben, denn dieses Geschenk kann seine ganze künftige Reise verändern. Wenn er friedlich und still sterben kann, wird er auf einer höheren Ebene wiedergeboren. "
- Osho über Leben und Sterben -
Patientenverfügung
Insbesondere in der letzten Lebensphase kann jeder in eine Situation kommen, die anderen schwierige Entscheidungen abverlangt. Sollen auch im Fall einer unheilbaren Erkrankung bei weitgehendem Verlust jeglicher körperlicher
Selbständigkeit lebenserhaltende Maßnahmen wie intensivmedizinische Behandlung, künstliche Ernährung o. ä. begonnen bzw. fortgesetzt werden?
Oder soll – auch unter Berücksichtigung der Vorstellungen des Patienten von Würde im Leben wie im Sterben – auf den Eingriff in einen natürlichen Verlauf verzichtet werden, wenn keine Hoffnung auf Heilung oder wenigstens nur
Besserung besteht?
Dies sind schwierige Fragen, über die sich jeder vorausschauend und abwägend eine Meinung bilden sollte. Wer sich dem nicht stellt, muss wissen, dass im Ernstfall andere für ihn entscheiden und hierbei mühsam versuchen werden, den mutmaßlichen Willen des Patienten zu ermitteln.
Ausführliche Unterlagen zur Patientenverfügung
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Zur Verbesserung der ambulanten Versorgung erhalten die Versicherten
der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) seit 1. April 2007 einen
eigenständigen Anspruch auf eine „spezialisierte ambulante
Palliativversorgung“.
Verbessert wurden auch die Rahmenbedingungen für Kinderhospize.
Mussten die Einrichtungen bislang einen Kostenanteil von zehn Prozent
selbst tragen (durch Spenden und ehrenamtliches Engagement), beträgt
der Anteil seit 1. April 2007 nur noch fünf Prozent.
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Neueste Erkenntnisse der modernen Schmerzmedizin sind für alle Menschen verfügbar.
Solltest Du keinen Arzt haben, der bereit ist, moderne Schmerztherapie anzuwenden oder sich umfassend darüber zu informieren, gibt es die Möglichkeit, besondere Zentren für Schmerzmedizin zu kontakten und dort umfangreiche Beratungen zu erhalten, oder auch Hinweise auf Ärzte, die für moderne Schmerzmedizin offen sind und den Patienten dementsprechend behandeln.